Und dann kam Rusty! Wie ein Hund bei uns daheim einzog..
Rusty … meine kleine Raupe Nimmersatt, mein Wegbegleiter, mein Seelenhund, mein Liebling, mein Wecker, mein Spielgefährte, mein Ruhepol, mein Kuschelpolster, meine Wärmeflasche im Winter (und leider auch im Sommer), mein verrücktes Huhn, mein alltäglicher Stimmungsaufheller, mein Stressabnehmer, MEIN TREUESTER FREUND!
Vor knapp 8 Jahren begann unsere verrückte, aber auch so wundervolle Zeit mit Rusty. Aber wo soll ich eigentlich beginnen?
Rusty befreiten wir als er ca. 3-4 Monate alt war, aus einem Zwinger im Kofferraum eines Autos in Tschechien.
Er war so klein, so hilflos, so verlaust, so verstrubbelt und so ängstlich. Ohne zu zögern nahmen wir ihn mit, riefen die Tierärztin unseres Vertrauens an und ließen ihn in Wien durchchecken.
Diagnose: Verwahrlost, zu dünn, Flöhe und Ohrenentzündung! Vorerst waren wir mal glücklich. Er hatte keine gröberen Verletzungen.
Aber: Wir wussten nicht, was noch alles auf uns zukommen würde.
Ich bin zwar mit Hunden aufgewachsen, kannte mich also halbwegs gut mit der Haltung eines Hundes aus, aber Rusty erwies sich doch als sehr spezielles Wesen – mit einem echten Sturschädel, den ich erst lieben lernen musste. 😉
Ohne jegliches Equipment also fuhren wir zum Tierbedarf und kauften mal eine Menge an notwendigem, aber auch unnötigem Zubehör ein.
Wir wollten es dem armen, süßen, kleinen, herzigen Welpen so schön wie möglich machen.
Es war Hochsommer. Richtig heiß. Wir hatten frei und konnten uns somit 3 Wochen lang voll und ganz auf die Hundeerziehung konzentrieren.
Wir stießen dabei ziemlich hart und vor allem richtig schnell an unsere Grenzen. Wir wohnten damals im 5. Stock ohne funktionierenden Lift und da war es gar nicht mal so einfach einen Hund stubenrein zu bekommen. Aber: Rusty war diesbezüglich sehr gelehrig und war nach einer Woche stubenrein.
Seine Angst war groß. Er hatte Angst vor Fahrrädern, Angst vor dem Wind, Angst vor der Wiese, Angst vor Mistkübeln… Die Angst war permanent da. Seine Angst äußerte sich aber nicht in Angriff, sondern in Fluchtverhalten. Mir brach es jedes Mal das Herz. Was musste dieses kleine Wesen in seinen ersten Lebensmonaten alles erlebt haben, das Angst sein ständiger Begleiter war. Es dauerte einige unzählige Spaziergänge, bis er halbwegs angstfrei durch die Straßen gehen konnte.
Was jedoch schnell ersichtlich wurde: Der Hund liebte uns. Wir waren seine Retter und das wusste er genau. Er war dankbar, verkuschelt und liebte es, die volle Aufmerksamkeit zu haben.
Eine Welpenschule besuchten wir nur kurz, da er die Basic-Kommandos wie Sitz, Platz und Bleib sehr rasch lernte.
Das Alleinsein allerdings machte ihm leider große Probleme. Wie bei der Eingewöhnung eines Kleinkindes in den Kindergarten, ließen wir Rusty am ersten Tag nur 10 Minuten alleine daheim. Am nächsten Tag dann 15 Minuten etc.
Der Tag war gekommen und wir mussten beide wieder zur Arbeit. Unser Urlaub war vorbei. So gut es ging war Rusty daran gewöhnt allein zu sein. Wir holten uns Tricks zur Ablenkung und Beschäftigung, wenn wir nicht da sein.
Die ersten Tage funktionierten gut. Aber dann: Es war der blanke Horror. Ich kam heim und die Wohnung war verwüstet. Aus Regalen im Vorzimmer waren Schuhe und Jacken zerkaut und zerfetzt. Ordner aus offenen Regalen waren am Boden, die Zettelwirtschaft bzw. das was davon noch übrig war, war nicht mehr zu ordnen. DVDs hat er zerkaut. Alles was er fand, lag wie nach einem Wohnungseinbruch am Boden. Als ich bei der Tür reinkam, war ihm die Angst in den Augen ablesbar. Er duckte sich, zog den Schwanz ein und verdrückte sich schnell in eine Ecke.
Ich bekam erstmal einen Heulanfall. Er kam zu mir, schleckte mich ab und ich sprach zu mir…er hat es nicht böse gemeint, er hat es nicht böse gemeint, es war keine böse Absicht.
Kaputt war aber trotzdem alles.
– Fotos existieren leider keine mehr davon. Wenn ich heute an die Zeit zurückdenke, muss ich schmunzeln. Nein eigentlich muss ich richtig lachen. –
Damals aber war ich am Ende. Ich machte mich also daran alles wegzuschmeißen, noch halbwegs Erkennbares wieder zu verstauen. Doch wie sollte es weitergehen? Wird mich das nun täglich erwarten?Von einer Hundetrainerin holten wir uns Tipps für die Zukunft. Aber es half alles nichts.
Ungefähr 2 Monate lang überraschte er uns täglich mit neuen Zerstörungsauftakten. Täglich hatte ich so große Angst die Wohnungstür zu öffnen, als ich von der Arbeit heimkam. Es war fast jeden Tag ein Chaos vorzufinden.
Zu unseren Highlights zählen das gegrabene Loch in der Matratze und die Löcher in der Wand. Valis einzig echt teures Kleidungsstück – seine Lederjacke- war ebenfalls irreparabel. Ein Tischbein war angeknabbert.
All die zerstörten materiellen Dinge machten uns aber nicht traurig. Es war eher der Gedanke, dass es Rusty fast jeden Tag allein daheim so schlecht ging. Aber was sollten wir tun? Kündigen, weil der Hund nicht allein daheim bleiben kann? Das war definitiv keine Lösung. All unsere Freunde und Familienmitglieder waren ebenfalls beschäftigt. Hundesitter kosteten vor 8 Jahren noch eine Menge Geld und wir arbeiteten erst kurz, richteten erst kurz davor unsere erste eigene, gemeinsame Wohnung voll ein. Also das nötige Kleingeld war dafür nicht da.
Wir mussten also clever investieren. Der Weg führte uns auf Empfehlung einer Kollegin zu einer privaten Hundetrainerin. Um sie uns leisten zu können, verzichteten wir in dieser Zeit auf sehr viel. Rusty weggeben war für uns keine Option. Wir wollten ihn behalten, unsere Verantwortung weiterhin tragen und alles dafür tun, dass es ihm schnell besser geht.
Und siehe da: Von da an wurde alles besser. Für 3 Monate, nahmen wir einmal in der Woche ein Einzeltraining in Anspruch. Wir trainierten mit ihm wie die Wilden – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Wir stellen auf ihren Rat das Futter um.
Sie war unsere Rettung!
Rusty ging es von Woche zu Woche besser. Er hatte Freude, lernte so viel dazu und hatte immer weniger Schwierigkeiten das Alleinsein zu bestreiten.
Und uns ging es auch besser. Erstens, weil die letzten Überbleibsel unserer Einrichtung ganz blieben und weil es unserem Bärchen besser ging.
Damit er ausgeglichener wurde, begann ich mit Rusty laufen zu gehen. Er liebte es von Beginn an. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich hasste es – lernte es erst nach ein paar Wochen zu lieben. Das Laufen haben wir übrigens bis heute beibehalten. Rusty geht noch immer zweimal die Woche mit mir laufen. Stolz läuft er gut 5-7km neben mir her und ist danach ausgepowered! Mit unserer Tierärztin habe ich darüber gesprochen, da er ja nicht mehr der Jüngste ist, aber scheinbar hat ihn genau das Lauftraining so fit und jung gehalten.
Es dauerte also alles ungefähr ein dreiviertel Jahr, bis Rusty sich komplett wohl gefühlt hat. Frech blieb der kleine Lauser allerdings immer noch. Ich könnte Geschichten erzählen… von ausgekugelter Kniescheibe, weil er über einen 1,5m hohen Zaun aus dem Stand gesprungen ist, über ein Davonlaufen im Wald, bis zu einem heimlichen Stehlen und Auffressen einer Packung verschlossener Lebkuchen, die am Küchenkasterl stand. Auch bei den jüngeren Familienmitgliedern war er oft ziemlich wild – nicht böse – wild!
Er konnte seine Kräfte und auch seine Größe nicht einschätzen.
Daher ist er auch heute noch manchmal ein kleiner (großer) Schoßhund.
Fad wurde uns also definitiv nie. Falls ihr den Film “Marley und ich” kennt: Ungefähr SO war Rusty. Fad ist uns auch heute nicht mit ihm. Es ist allerdings mit den Jahren eine Art des Zusammenlebens geworden. Rusty fühlt sich pudelwohl, fährt mit uns auf Urlaub. Bleibt aber auch gerne mal bei den Hundegroßeltern, wenn wir wegfliegen für 10 Tage (länger halten wir es ohne ihn nicht aus) und kann auch ohne Probleme alleine sein, wenn wir arbeiten.
Was ich mit Hund auch gelernt habe: Schmutz und Hundehaare sind einfach überall. Und: Man streitet mit so vielen fremden Menschen wie nie zuvor. Ich wusste nicht, worüber Menschen sich aufregen können. Es hat etwas gedauert, aber ich belächle Menschen, die keine Tiere mögen, jetzt nur mehr. Streiten bringt nichts – kostet nur Energie. Und solche Menschen sind meine positive Energie nicht wert!
Rusty ist der beste, liebevollste, und wertvollste Hund, den ich jemals haben kann!
Menschen ohne Hund, können die Liebe zu einem so lieben Wesen oft nicht verstehen. Und das ist auch in Ordnung.
Gewisse Bindungen im Leben kann man erst verstehen, wenn man sie selbst spüren kann.
Daher gilt für mich: A home without a dog, is just a house!
Eure